Investieren wie die Reichen? So klappt das

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Sogenannte Private Markets-Fonds waren lange Zeit eine exklusive Anlageform für institutionelle Anleger mit richtig viel Geld. Heute werden sie aber auch für immer mehr Kleinanleger geöffnet. Neue gesetzliche Regeln und digitale Plattformen ermöglichen bereits inzwischen Investments, die früher kaum zugänglich waren. Doch mit der neuen Vielfalt steigen auch die Risiken.

Private Markets werden für die Masse geöffnet

Private Markets, die häufig auch unter Private Equity oder Privatmarkt-Anlagen zusammengefasst werden, umfassen eine Vielzahl an Investitionsmöglichkeiten, die außerhalb der klassischen Börsen stattfinden. Hier sind vor allem Beteiligungen an kleinen oder mittelständischen Unternehmen, an Immobilienprojekten, an der Infrastruktur sowie auch an nachhaltigen Vorhaben oder junge Start-ups gemeint, die nicht öffentlich gehandelt werden. Für die privaten Anleger waren solche Angebote über Jahrzehnte kaum erreichbar, weil die Einstiegssummen oft im fünfstelligen Bereich gelegen sind und daher erst einmal ein gewisses Vermögen nachgewiesen werden musste. Erst eine Reform sorgte für einen grundlegenden anderen Zugang: Der Gesetzgeber hat die Bedingungen für sogenannte ELTIFs, also European Long-Term Investment Funds gelockert; diese dürfen nun auch Kleinanlegern offenstehen, selbst wenn sie nicht überhohe Startkapitalbeträge verfügen.

Die Reform hat dazu geführt, dass das Wachstum des Marktes gestiegen ist. Laut einer Analyse des Hauses Scope wurden nur im Jahr 2024 insgesamt 55 neue ELTIFs aufgelegt – so viele wie noch nie zuvor. Auch die großen Finanzhäuser haben entsprechend schnell reagiert: Die Deutsche Bank hat gemeinsam mit DWS einen eigenen Privatmarkt-Fonds auf den Weg gebracht. Dennoch bleiben viele Anbieter bei einem Mindestinvestment in der Höhe von 10.000 Euro oder mehr. Plattformen wie Trade Republic umgehen diese Schwelle aber, indem sie die Anteile der verschiedenen Anleger bündeln und den Zugang so bereits ab einem Euro ermöglichen. Die Anleger können dabei per Einmalkauf oder Sparplan investieren.

Chancen, Risiken sowie die Schattenseiten aufgrund hoher Gebühren

Viele der Finanzfachleute haben den Schritt zur Öffnung des Marktes grundsätzlich begrüßt. Andreas Hackethal, er ist Professor für Finanzen an der Goethe-Universität Frankfurt, sieht darin einen wichtigen Schritt, wenn es darum geht, dass Privatanleger ihr Portfolio diversifizieren. So hat er darauf verwiesen, dass Private Markets bislang vollständig in vielen Portfolios fehlten, obwohl sie 5 Prozent bis 10 Prozent des globalen Anlagemarktes ausmachen könnten. Jedoch darf man die Risiken nicht außer Acht lassen. Hinter Private Equity-Strategien würden häufig Kredite stecken, die die Investitionen „hochgehebelt“ haben, weshalb sie riskanter sind. Außerdem sei die Bewertung nicht-börsennotierter Firmen oft deutlich schwieriger und mit mehr Unsicherheit verbunden. Die Gefahr von Verlusten sei daher real und müsse im Vorfeld von den Anlegern einkalkuliert werden.

Auch Trade Republic hat auf diese Punkte bereits hingewiesen. „Sie sollten nicht deine einzige Anlageklasse sein, aber in Kombination mit anderen Anlagen können sie dein Portfolio stärken. Und wie bei jeder Anlage geht ein höheres Renditepotenzial mit einem höheren Risiko einher, so dass die Werte schwanken können und nicht jedes Unternehmen erfolgreich sein wird“, so der Broker. Ein genauer Blick auf die Renditeerwartungen ist daher entscheidend. Hackethal hat in diesem Zusammenhang auf eine US Studie verwiesen, die langfristig jährliche Erträge von rund 6 Prozent bis 10 Prozent für klassische Private Equity-Fonds nennt – also nur leicht über der historischen Performance des MSCI World. Dennoch wirbt Trade Republic mit einer „Marktzielrendite“ von 12 Prozent nach Kosten. Der Broker beruft sich hier auf die langjährigen Marktdurchschnitte und ähnlichen Fondsstrukturen, räumt aber auch ein, dass die tatsächliche Performance von der Qualität des Managements und der jeweiligen Fondsstrategie abhängt.

Ein wesentlicher Schwachpunkt vieler Privatmarktprodukte: Kosten. Hackethal sieht darin auch den größten Nachteil der ELTIFs: Die Gebühren würden nämlich oft dermaßen hoch sein, dass sie die tatsächliche Rendite deutlich schmälern. Bei den über Trade Republic angebotenen Fonds liegen die geschätzten laufenden Kosten zwischen 2,35 Prozent und 2,8 Prozent pro Jahr und sind somit um ein Vielfaches höher als die Gebühren eines typischen ETFs. Als Anleger muss man sich hier also bewusst sein, dass die Fonds ihre Rendite erst oberhalb dieser Kosten erwirtschaften müssten, bevor überhaupt ein Mehrwert entsteht.

Intransparenz, lange Haltedauern und die Frage der Liquidität

Ein weiterer Punkt, der viele private Anleger überraschen könnte, mag die vergleichsweise geringe Transparenz sein. Wer in private Märkte investiert, der weiß oft erst am Ende der Laufzeit, wie erfolgreich der Fonds tatsächlich gewesen ist. Die Suche nach geeigneten Unternehmen würde wettbewerbsintensiv sein, daher könnten Anbieter ihre Strategien auch nicht offenlegen. Der Anleger müsste daher dem Fondsmanagement vertrauen, da es keine permanent entstehenden Börsenpreise gibt, die Transparenz schaffen könnten.

Noch wichtiger für viele Anleger ist jedoch die Frage, ob während der Laufzeit ihre Anteile verkauft werden können. Anders als Aktien oder ETFs lassen sich Private Equity-Investments nämlich nicht jederzeit liquidieren. Viele ELTIFs schreiben den Anlegern nämlich Haltepflichten über mehrere Jahre vor oder begrenzen die Summe, die Anleger in einem Quartal zurückgeben dürfen. Auch zusätzliche Gebühren beim Ausstieg sind möglich. Das heißt, man muss sich hier im Vorfeld unbedingt mit dem Gebührenmodell auseinandersetzen, bevor investiert wird.

Informationen sollte man immer einholen, bevor man investiert oder ein Konto auf einer Plattform eröffnet. So auch, wenn es um Online Gaming oder Glücksspiel geht. Es gibt viele Online Casinos, die ganz ohne deutsche Lizenz sicher sind, sodass man sich hier im Vorfeld einen Überblick verschaffen sollte. Dabei geht es auch um die Frage, welches Spielangebot es gibt und welche Zahlungsmethoden werden akzeptiert. Auch hier geht es um Gebühren – werden für Ein- und/oder Auszahlungen Gebühren verlangt?

Fakt ist: Man muss stets im Vorfeld Informationen einholen, damit böse Überraschungen vermieden werden können. Ganz egal, um welches Thema es sich handelt.

Benjamin Krischbeck
Benjamin Krischbeckhttps://7trends.de
Benjamin Krischbeck, Jahrgang 1977, lebt mit seiner Familie in Augsburg. Als freier Journalist schrieb er bereits für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, taz – die tageszeitung, Berliner Zeitung, Spiegel Online und die Süddeutsche Zeitung. Der studierte Wirtschaftsjurist liebt ortsunabhängiges Arbeiten. Mit seinem Laptop und Coco (Zwergpinscher) ist er die Hälfte des Jahres auf Reisen.

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