Neue Rahmenbedingungen für das Glücksspiel geplant und 2026 ist der Meilenstein

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Der Glücksspielstaatsvertrag sorgte für eine Öffnung des Marktes und nun schauen die Politiker auf das Ergebnis. Für 2026 sind einige Änderungen der geltenden Rahmenbedingungen in Planung, damit das eigentlich Ziel der Verordnung erreicht werden kann.

Für den deutschen Staat ist die Branche des Glücksspiels ist ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor. Der Glücksspielstaatsvertrag wurde mit dem Ziel eingeführt, die Branche zu sortieren und besser aufzustellen. Das finanzielle Potenzial, welches die Branche bietet, ist beeindruckend und aus diesem Grund wurde das Glücksspiel in Deutschland unter der Einhaltung bestimmter Auflagen legalisiert. Die Verwaltung der Branche wurde an die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) übergeben, welche ihren Sitz in Halle (Saale) hat. Sie ist dafür zuständig, Lizenzierungen zu erteilen, Betreiber zu prüfen und gegen das illegale Glücksspielangebot aus dem Ausland vorzugehen. Mehr als vier Jahre, nachdem der Glücksspielstaatsvertrag eingeführt wurde, schaut die Politik gemeinsam mit der GGL auf den Status Quo und die bisherige Umsetzung.

Wie sieht die Zwischenbilanz aus? Zahlreiche lizenzierte Betreiber konnten sich auf dem deutschen Markt behaupten und bieten Spielern ein sicheres und reguliertes Angebot. Jedoch schreibt auch das unregulierte Angebot schwarze Zahlen und es vergeht kaum ein Tag, an welchem kein neuer illegaler Anbieter im Internet auftaucht. H2 Gamgling Capital veröffentlichte das Ergebnis einer offiziellen Schätzung. Aus diesem geht hervor, dass für dieses Jahr rund 57 % aller aus Deutschland getätigten Einsätze im Segment des Online Glücksspiels auf das Angebot von nicht regulierten Betreibern aus dem Ausland fallen. Diese Schätzung ist ein klares Alarmsignal für die zuständige Behörde und die Politik. Die geltenden Regulierungen sollen angepasst werden, damit sich dieser Zustand auf Dauer verändern kann.   

Zwischen der Realität des Marktes und der Regulierung

Bis Anfang des Jahres 2026 plant die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder nun eine umfassende Umstrukturierung des Glücksspielstaatsvertrags auszuarbeiten und vorzulegen. Die derzeit geltenden Rahmenbedingungen sollen bewertet werden und neue Klausen werden vorbereitet. Insbesondere die OASIS-Sperrdatei und die LUGAS-Datenmeldesysteme stehen auf dem Prüfstand. Zudem wird über neue steuerliche Vorgaben für die Betreiber von Online Casino Portalen nachgedacht. 

Zahlreiche Nutzer empfinden die OASIS-Sperrdatei als zu komplex und bürokratisch. Sie schützt die Spieler zwar, verleitet jedoch einige dazu, auf das illegale Angebot aus dem Ausland auszuweichen. Eine Alternative bieten Online Casino Portale, welche als sichere Casinos ohne Sperrdatei im Internet auftreten. Nutzer verwenden Informationsportale, um sich über diese Portale schlau zu machen. Sie operieren zwar außerhalb des deutschen Regulierungssystems, bieten jedoch vergleichsweise hohe Standards in Bezug auf das Thema Sicherheit. 

Laut einer aktuellen Erhebung, welche von Bitkom durchgeführt wurde, spielen circa 18 % der Internetnutzer in Deutschland zumindest einmalig pro Jahr in einem Online Casino. Seit dem Jahr 2022 ist der Anteil damit um ganze 6 % angestiegen. Gleichzeitig meldet die GGL mehr Glücksspielwerbung und Zahlungsströme aus dem Ausland. Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass die Regulierungen derzeit am Limit operiert.

Ausblick auf die Reform 2026

Die GGL und die Politik stellen sich gemeinsam die Frage, ob das Ziel eines sicheren, transparenten und wettbewerbsfähigen Marktes durch die derzeitige Regulierung erreicht werden konnte. Die Ziele konnten teilweise erreicht werden, aber in diesen Bereichen soll jetzt nachgebessert werden:

  • Vereinfachung der technologischen Anforderungen für Betreiber: Eine Bündelung der OASIS-Sperrdatei und dem LUGAS-System in einer EU-konformen Datenplattform würde Betreiber entlasten.
  • EU-weite Marktöffnung: Es soll Betreibern, welche bereits in anderen Mitgliedsstaaten reguliert sind, ermöglicht werden, ihr Angebot in Deutschland legal bereitstellen zu dürfen.
  • Die Limits: Monatliche Einzahlungslimits sollen überarbeitet werden.
  • Erhöhter digitaler Spielerschutz: Präventions-Applikationen und Echtzeit-Warnsysteme sollen ausgebaut werden.

Die Bundesnetzagentur arbeitet derweil in Kooperation mit Finanzunternehmen an einer blockchainbasierten Schnittstelle. Dieses Projekt soll das Verhalten von Spielern abspeichern, jedoch für mehr Anonymität sorgen. Datenmanipulation soll auf diese Weise verhindert werden, während der höchstmögliche Datenschutz gewährleistet werden kann.

Laut einer aktuellen PwC-Studie geben 71 % der Betreiber an, dass die Regulierung ihre Betriebskosten deutlich erhöht habe. 63 % sehen in der anstehenden Neuauslegung das Potenzial, ihre Rechtssicherheit und Investitionen zu fördern.

Ein Blick auf die europäischen Nachbarländer

Deutschland steht mit seinen Herausforderungen nicht allein. Andere EU-Staaten experimentieren mit flexibleren Modellen. Dänemark setzt auf ein zweistufiges System mit freiwilliger Selbstkontrolle. In Holland wurde im Jahr 2023 eine nationale Spielerdatenbank eingeführt, die Sperrungen technisch einfacher umsetzt. Die Spieler werden dabei nicht ausnahmslos zentral erfasst. Für den Datenschutz ist dieses Modell sehr vielversprechend und die deutsche Politik könnte darüber nachdenken, ein ähnliches Verfahren umzusetzen.

Laut einer Schätzung der EGBA (European Gaming and Betting Association) soll der Bruttospielertrag der deutschen Online Glücksspielbranche in diesem Jahr (2025) die Marke von € 7,8 Milliarden erreichen. Im direkten Vergleich zum Jahr 2024 würde dies einen Zuwachs von circa 12 % bedeuten. Auf den ersten Blick ist dies ein sehr positives Zeichen für den regulierten Markt, jedoch sollen im selben Atemzug rund € 3,9 Milliarden dieser Summe auf die Konten illegaler Betreiber wandern. Damit ist klar, dass die deutsche Politik jetzt handeln muss.

Das Jahr 2026 als Hoffnung für die eigentliche Zielsetzung des Glücksspielstaatsvertrags

Die geplante neue Auslegung des deutschen Glücksspielstaatsvertrags wird darüber entscheiden, wie Deutschland in Zukunft mit dem digitalen Glücksspiel umgeht. Die Herausforderungen, vor welchen die regulierte Branche steht, sind klar ersichtlich. Umsatz geht an nicht regulierte Betreiber aus verloren, während Betreiber mit Bürokratie zu kämpfen haben.

Eine moderne Regulierung muss die Balance zwischen Verbraucherschutz und wirtschaftlicher Realität erfüllen. Falls es gelingt, die technischen Kontrollen mit fairen Marktbedingungen zu verbinden, könnte im Jahr 2026 eine neue Glücksspielregulierung beschlossen werden, welche Spieler schützt und die lizenzierten Betreiber gleichzeitig nachhaltig stärkt.

Benjamin Krischbeck
Benjamin Krischbeckhttps://7trends.de
Benjamin Krischbeck, Jahrgang 1977, lebt mit seiner Familie in Augsburg. Als freier Journalist schrieb er bereits für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, taz – die tageszeitung, Berliner Zeitung, Spiegel Online und die Süddeutsche Zeitung. Der studierte Wirtschaftsjurist liebt ortsunabhängiges Arbeiten. Mit seinem Laptop und Coco (Zwergpinscher) ist er die Hälfte des Jahres auf Reisen.

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