Schreiben statt tippen: Darum sollte man Stift und Papier weiterhin verwenden

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Ende des 20. Jahrhunderts hatte die klassische Briefpost ihren endgültigen Zenit erreicht: Niemals zuvor, aber auch niemals danach wurden so viele Briefe verschickt als zu jener Zeit. Der mittlerweile wieder dramatische Rückgang der Briefpost ist natürlich vor allem auf die Digitalisierung zurückzuführen. Längst hat die E-Mail einen Großteil der früheren Briefumschläge ersetzt. Trotzdem gibt es einige gute Gründe, warum auch noch in der Zukunft klassische Briefsendungen im Briefkasten landen werden. Und dazwischen verbergen sich echte Überraschungen – wie dereinst zwischen den Versandtaschen.

Versandtaschen sind weiterhin nicht wegzudenken

Geschäftliche Korrespondenz, Warenhauskataloge, Urlaubsbilder oder Betriebsanleitungen: All dies kann man gut per E-Mail verschicken, um auf diese Weise Zeit, Geld und Ressourcen zu sparen. Doch Produktproben, kleine Warenmuster oder auch die auf Papier gedruckte Zeitschrift gelangt auch heute noch auf dem klassischen Postweg in der Versandtasche zum Adressaten. Und da ein rein digitaler Transportweg für stoffliche Güter bislang nicht erfunden wurde, bleiben

  • Kartonverpackungen,
  • Papprückwandtaschen,
  • Briefverpackungen aus Wellpappe,
  • Faltentaschen sowie
  • Buch- und Kalenderverpackungen

weiterhin gefragt. Und tatsächlich greifen nicht wenige Menschen nach wie vor zu Briefpapier und Füllfederhalter, um von Hand einen Brief zu schreiben und diesen über den gelben Briefkasten auf die Reise zu schicken.

Warum sollte man einen Brief von Hand schreiben?

Vor allem für private, festliche Korrespondenz wie Einladungs- und Glückwunschkarten gilt: Ein händisch geschriebener Brief drückt ein hohes Maß an persönlicher Wertschätzung aus. Doch man könnte auch einige ganz egoistische Gründe für das Schreiben von Hand vorbringen. Denn wer nicht nur tippt, sondern zumindest gelegentlich noch zu Stift und Papier greift, trainiert damit nachweislich sein Gehirn. Und das sogar über den eigentlichen Schreibprozess hinaus: Wer von Hand schreibt, ist kreativer und kann Lerninhalte sogar im Nachgang besser verarbeiten – auch wenn diese nichts mit Schrift oder Sprache zu tun haben.

Überdies verbessert das händische Schreiben das mentale Wohlbefinden und wirkt sogar Angstzuständen entgegen. Ebenfalls nicht unwichtig ist das Training von psychomotorischen Prozessen wie die Verbesserung der Hand-Auge-Koordination.

Natürlich ist das händische Schreiben kein Allheilmittel gegen jegliches psychische wie körperliche Problem. Und selbstverständlich gibt es gute Gründe, warum sich für den alltäglichen Gebrauch die E-Mail und andere digitale Kommunikationswege durchgesetzt haben. Trotzdem sollte man die Briefpost nicht nur als Transportweg für Versandtaschen mit Warensendungen begreifen. Übrigens: Auch heute handelt es sich bei den meisten Tagebüchern nicht um eine Datei, sondern um ein haptisch greifbares Buch mit beschreibbaren Seiten aus Papier. Aus genannten Gründen ist das alles andere als ein merkwürdiger Anachronismus …

Auch im Berufsalltag bleibt die Handschrift aktuell

Längst gibt es verschiedene digitale Tools für persönliche Memos und Gesprächsnotizen, Kurzinfos an das Team oder die mittägliche Bestellung vom nahen Imbiss. Trotzdem liegen Zettel und Stift den meisten Menschen nicht nur räumlich, sondern auch gedanklich nach wie vor näher. Das gilt insbesondere, wenn man kleine Skizzen erstellen oder eine Emotion mitteilen möchte – auch wenn einem an PC und Smartphone eine jeden Tag größer werdende Auswahl an gelben Smileys zur Verfügung steht. Schließlich muss man in seinem Gehirn nicht lange nach dem richtigen Symbol scrollen.

Teilweise kann man dieses Prinzip auch in die Korrespondenz mit Kunden übertragen: Ein kurzer, von Hand geschriebener Gruß und der Versandtasche oder dem Paket mit den bestellten Produkten sorgt wahrscheinlich für mehr Aufmerksamkeit und ein breiteres Lächeln als das beigelegte Tütchen mit Gummibärchen. Außerdem schließt sich beides nicht gegenseitig aus …

Benjamin Krischbeck
Benjamin Krischbeckhttps://7trends.de
Benjamin Krischbeck, Jahrgang 1977, lebt mit seiner Familie in Augsburg. Als freier Journalist schrieb er bereits für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, taz – die tageszeitung, Berliner Zeitung, Spiegel Online und die Süddeutsche Zeitung. Der studierte Wirtschaftsjurist liebt ortsunabhängiges Arbeiten. Mit seinem Laptop und Coco (Zwergpinscher) ist er die Hälfte des Jahres auf Reisen.

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