Borderliner lügen wie gedruckt

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Lesedauer: 6 Minuten

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung, oft abgekürzt als BPS, ist eine komplexe und tiefgehende emotionale Störung. Menschen mit dieser Diagnose zeigen häufig ein Muster von instabilen Beziehungen, extremer Emotionen und impulsivem Verhalten. Eine der auffälligsten Eigenschaften, die bei vielen Betroffenen beobachtet wird, ist das wiederholte Lügen.

Das Lügen bei Borderlinern hat meistens nichts mit bewusster Täuschung zu tun, sondern hängt eng mit ihren intensiven emotionalen Schwankungen und ihrem verzweifelten Bemühen, ihre inneren Turbulenzen zu kontrollieren, zusammen. Oft führen diese Lügen dazu, dass ihr Umfeld irritiert und verletzt wird, was wiederum Beziehungskonflikte verschärfen kann. Es ist daher entscheidend zu verstehen, warum Borderliner häufig lügen und wie man ihnen trotzdem unterstützend helfen kann. Durch das Studium typischer Verhaltensmuster lassen sich gezielte Ansätze zur Unterstützung entwickeln.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) verursacht extreme emotionale Instabilität und impulsives Verhalten.
  • Betroffene lügen oft, um Kontrolle zu behalten oder Ablehnung zu vermeiden.
  • Häufige Lügen führen zu Vertrauensverlust und Beziehungskonflikten.
  • Therapeutische Ansätze wie Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) helfen effektiv.
  • Angehörige sollten Geduld und klare Kommunikationsstrategien anwenden.

Definition von Borderline-Störung

Die Borderline-Störung ist eine schwerwiegende psychische Erkrankung, die durch instabile zwischenmenschliche Beziehungen, ein schwankendes Selbstbild und ausgeprägte Impulsivität gekennzeichnet ist. Menschen mit dieser Störung erleben häufig intensive emotionale Schwankungen und zeigen Verhaltensweisen, die für sie und ihr Umfeld belastend sein können. Zu den Hauptmerkmalen gehören:

– Unbeständigkeit in Bezug auf das Selbstbild
– Intensive und wechselhafte Gefühlslagen
– Ein starkes Gefühl der Leere
– Wiederholte Anstrengungen, tatsächliches oder eingebildetes Verlassenwerden zu vermeiden

Typisch für Borderliner sind auch selbstschädigende Handlungen und ein hohes Risiko für suizidale Gedanken oder Versuche. Häufig besteht zudem eine Komorbidität mit weiteren psychischen Störungen wie Depressionen oder Angststörungen.

Typische Verhaltensweisen und Symptome

Borderliner lügen wie gedruckt
Borderliner lügen wie gedruckt
Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung zeigen oft eine Vielzahl von Verhaltensweisen und Symptomen, die das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen können. Häufig hast Du es bei ihnen mit intensiven und instabilen zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun. Ihre Stimmung kann extrem schwanken, was als emotionale Instabilität oder Emotionsregulation bezeichnet wird.

Ein weiteres Merkmal ist ihr starkes Schwarz-Weiß-Denken, bei dem Menschen, Situationen und Dinge entweder idealisiert oder abgewertet werden. Betroffene erleben auch oft eine intensive Angst vor Verlassenwerden oder realen bzw. eingebildeten Trennungen.

Impulsives Verhalten tritt bei Borderlinern häufig auf, z. B. durch Selbstverletzungen, Essstörungen oder andere risikobehaftete Handlungen. Diese Impulse können oft schwer zu kontrollieren sein und führen zu weiteren Komplikationen im täglichen Leben. Weiterhin kämpft eine Person mit Borderline-Störung meist mit einem instabilen Selbstbild, d.h., sie haben Schwierigkeiten, ein konsistentes Bild ihrer eigenen Identität aufrechtzuerhalten.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Betroffene Episoden paranoiden Denkens oder dissoziativer Symptome erfahren, insbesondere in Zeiten starker Stressoren. Hierbei kann es zu einer losgelösten Wahrnehmung der Realität kommen.

„Die Menschen sind darauf trainiert, ihre innere Welt zu verstecken, und sie denken, dass das Teil der Lösung ist – tatsächlich ist es aber Teil des Problems.“ – Johann Hari

Gründe für häufiges Lügen bei Borderlinern

Menschen mit Borderline-Störung lügen häufig, weil sie tiefsitzende Ängste und Unsicherheiten haben. Ihre emotionalen Schwankungen können so intensiv sein, dass sie sich in sozialen Situationen schnell überwältigt fühlen. Um Kontrolle über ihr Umfeld zu behalten oder um Ablehnung zu vermeiden, können sie auf Lügen zurückgreifen. Oft wollen sie einfach nicht, dass andere ihre inneren Turbulenzen sehen, weshalb sie durch Lügen versuchen, Konflikte oder unangenehme Gespräche zu vermeiden.

Ein weiterer Grund könnte darin liegen, dass sie Schwierigkeiten haben, ihre eigene Identität klar zu definieren. In solchen Fällen können Lügen als ein Mittel dienen, sich selbst in einem besseren Licht darzustellen oder eine Stabilität vorzugeben, die tatsächlich fehlt. Wegen der intensiven Angst vor Verlassenheit und dem ständigen Bedürfnis nach Bestätigung kann das Lügen auch dazu genutzt werden, Aufmerksamkeit zu erlangen oder Mitgefühl zu bekommen.

Gründe für Lügen Mögliche Konsequenzen Unterstützende Maßnahmen
Kontrolle über das Umfeld behalten Vertrauensverlust in Beziehungen Offene Kommunikation fördern
Vermeidung von Konflikten Verstärkte Beziehungskonflikte Therapeutische Unterstützung suchen
Bedürfnis nach Bestätigung Gefühl der Isolation Aufbau eines stabilen Unterstützungsnetzwerks

Auswirkungen auf Beziehungen und Umfeld

Borderline-Störungen können gravierende Auswirkungen auf Beziehungen und das Umfeld haben. Betroffene zeigen oft ein extrem schwankendes Verhalten, was zu Verunsicherung bei Freunden und Familie führen kann. Durch häufiges Lügen oder Manipulation entsteht ein großes Maß an Misstrauen.

Die intensiven Gefühlsausbrüche und plötzlichen Stimmungsschwankungen machen es dem Umfeld schwer, angemessen zu reagieren und Unterstützung anzubieten. Auch ist es nicht unüblich, dass Borderliner ihre Partner idealisieren, um sie dann im nächsten Moment stark abzuwerten, was zu einem ständigen Wechsel von Nähe und Distanz führt und die Beziehung destabilisiert.

Therapeutische Ansätze und Behandlungsmöglichkeiten

Therapeutische Ansätze und Behandlungsmöglichkeiten   - Borderliner lügen wie gedruckt
Therapeutische Ansätze und Behandlungsmöglichkeiten – Borderliner lügen wie gedruckt
Ein zentraler Ansatz in der Therapie von Borderline-Störung ist die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT). Diese wurde speziell für Menschen mit dieser Diagnose entwickelt und hat sich als besonders effektiv erwiesen. In der DBT werden bewältigungsstrategien vermittelt, um besser mit intensiven Emotionen und Stress umgehen zu können.

Ebenso wichtig sind therapeutische Methoden, die auf Achtsamkeit basieren. Hierbei lernen Betroffene, ihre Gefühle und Gedanken bewusster wahrzunehmen und zu steuern. Ergänzend kann auch Medikation zum Einsatz kommen, um Symptome wie Angst oder Depressionen zu lindern.

Eine weitere wichtige Rolle spielen Selbsthilfegruppen. Der Austausch mit anderen Betroffenen bietet nicht nur Unterstützung, sondern kann auch das Gefühl der Isolation verringern.

Umgang für Angehörige und Freunde

Der Umgang mit einem Menschen, der an einer Borderline-Störung leidet, kann sehr herausfordernd sein. Es ist wichtig zu verstehen, dass ehrliche Kommunikation entscheidend ist, um Missverständnisse und Konflikte zu vermeiden. Vermeide es jedoch, direkt auf Lügen hinzuweisen, da dies oft defensiv aufgenommen wird.

Stattdessen könntest Du versuchen, durch sanfte Nachfragen die Wahrheit ans Licht zu bringen. Auch das Setzen von klaren Grenzen hilft dabei, die Beziehung harmonischer zu gestalten. Geduld ist hierbei der Schlüssel – Veränderungen geschehen nicht über Nacht.

Es kann auch nützlich sein, sich selbst Unterstützung zu holen. Beratungsstellen oder Gruppengespräche bieten oft wertvolle Einblicke, wie man mit den emotionalen Schwankungen eines Betroffenen umgehen kann.

Prävention und frühe Erkennung

Es ist wichtig, dass Borderline-Störungen früh erkannt und entsprechend angegangen werden. Eltern, Lehrer und Freunde sollten auf Anzeichen wie intensive Stimmungsschwankungen, impulsives Verhalten oder Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen achten.

Eine frühzeitige Diagnose kann helfen, geeignete Therapieansätze umzusetzen und dem Betroffenen mehr Stabilität im Leben zu bieten. Es ist auch wesentlich, die Betroffenen in ihrem Umfeld zu unterstützen und einfühlsam mit ihren Gefühlen umzugehen. Sensibilisierung und Bildung über Borderline-Störungen können ebenfalls dazu beitragen, Missverständnisse und Stigmatisierung zu verhindern.

Fälle und Studien zur Borderline-Störung

Studien zur Borderline-Störung zeigen, dass etwa 1-2% der Bevölkerung betroffen sind. Ein Kennzeichen dieser Erkrankung ist die emotionale Instabilität, die oft zu impulsiven Handlungen führt. In verschiedenen Fällen berichten Betroffene von intensiven und wechselhaften Emotionen sowie von Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen.

Ein bekanntes Beispiel ist die Studie von Dr. Marsha Linehan, die aufzeigt, wie Verhaltenstherapien, insbesondere die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT), erfolgreich eingesetzt werden können, um Symptome zu lindern und das Leben der Betroffenen zu verbessern. Diese Untersuchungen verdeutlichen, dass eine gezielte therapeutische Begleitung entscheidend für den Umgang mit der Störung sein kann.

Häufig gestellte Fragen

Wie wird eine Borderline-Störung diagnostiziert?
Eine Borderline-Störung wird in der Regel durch einen qualifizierten Psychiater oder Psychologen diagnostiziert. Dazu wird eine umfassende klinische Bewertung durchgeführt, die Interviews und Fragebögen beinhalten kann. Es werden Kriterien aus dem DSM-5 (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen) oder der ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) herangezogen, um eine genaue Diagnose zu stellen.
Ist es möglich, dass Borderline-Störung genetisch bedingt ist?
Ja, es gibt Hinweise darauf, dass genetische Faktoren eine Rolle bei der Entwicklung der Borderline-Störung spielen können. Studien zeigen, dass Verwandte ersten Grades von Personen mit Borderline-Störung ein erhöhtes Risiko haben, ebenfalls eine solche Störung zu entwickeln. Allerdings tragen auch Umweltfaktoren und traumatische Erfahrungen wesentlich zur Entstehung der Störung bei.
Können Menschen mit Borderline-Störung normale Beziehungen führen?
Ja, Menschen mit Borderline-Störung können durchaus stabile und erfüllende Beziehungen führen. Allerdings erfordert dies oft intensive therapeutische Begleitung und die Bereitschaft beider Partner, an der Beziehung zu arbeiten. Offene Kommunikation, Verständnis und Unterstützung durch das Umfeld sind wichtige Faktoren, die zu einer erfolgreichen Beziehung beitragen können.
Welche Rolle spielen traumatische Erlebnisse in der Entwicklung der Borderline-Störung?
Traumatische Erlebnisse, wie Missbrauch oder Vernachlässigung in der Kindheit, spielen oft eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der Borderline-Störung. Viele Betroffene berichten von traumatischen Erfahrungen, die zur Entstehung der Störung beigetragen haben. Diese Erlebnisse können die emotionalen und zwischenmenschlichen Schwierigkeiten verstärken, die mit der Borderline-Störung einhergehen.
Wie können sich Freunde und Familie am besten unterstützen lernen?
Freunde und Familie können sich am besten unterstützen lernen, indem sie sich aktiv über die Borderline-Störung informieren und versuchen, die Herausforderungen und Bedürfnisse der betroffenen Person zu verstehen. Es kann hilfreich sein, an familiärer oder individueller Therapie teilzunehmen und sich selbst Unterstützung, etwa durch Selbsthilfegruppen oder Beratungsstellen, zu holen. Geduld, offenes Zuhören und klare Kommunikation sind ebenfalls entscheidend.
Benjamin Krischbeck
Benjamin Krischbeckhttps://7trends.de
Benjamin Krischbeck, Jahrgang 1977, lebt mit seiner Familie in Augsburg. Als freier Journalist schrieb er bereits für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, taz – die tageszeitung, Berliner Zeitung, Spiegel Online und die Süddeutsche Zeitung. Der studierte Wirtschaftsjurist liebt ortsunabhängiges Arbeiten. Mit seinem Laptop und Coco (Zwergpinscher) ist er die Hälfte des Jahres auf Reisen.

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